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Montag, 30. Januar 2017

Vatikan greift beim Malterorden durch und lässt entlassenen Grosskanzler wieder einsetzen

Kondomgate?

Der Malteserorden setzt nach der Intervention des Vatikans einen deutschen Aristokraten wieder ein, der zuvor aufgrund eines Streites vom britischen Grossmeister entlassen wurde. Von Nick Squires für www.Telegraph.co.uk, 29. Januar 2017

Ein führendes Mitglied des Malteserordens wurde nach einer scharfen Auseinandersetzung zwischen Papst Franziskus und dem britischen Kopf des Ritterordens wieder eingesetzt.

Albrecht von Boeselager wurde letzten Monat von Matthew Festing, dem britischen Großmeister des altertümlichen katholischen Ordens entlassen, nachdem es zu einem Streit kam, ob in Asien im Rahmen eines Hilfsprojektes Kondome verteilt werden sollen.

Herr von Boeselager, ein deutscher Adeliger, dessen Vater als junger Wehrmachtsoffizier einer der Verschwörer war, die 1944 Hitler ermorden wollten, protestierte dagegen, dass seine Entlassung zutiefst unfair sei, weshalb Papst Franziskus eine Untersuchung einleitete.

Der Streit zwischen dem Vatikan und einem der ältesten katholischen Orden und berühmtesten Ritterorden der Welt gipfelte vergangene Woche, als Herr Festing dem Papst seinen Rücktritt anbot, was als eindeutiges Zeichen für eine ernidrigende Niederlage für den ehemaligen Wachoffizier gesehen wurde.

Herr von Boeselager wurde am Samstag vom Souveränitätsrat, dem Regierungskörper der Malteser, wieder als Grosskanzler eingesetzt, eine Position die dem des Außen- und Innenministers entspricht.

Alle "disziplinarischen Prozeduren" gegen ihn wurden sofort eingestellt und seinen Ausschluss vom Orden, der von Herr Festing erwirkt wurde, zurückgenommen.

Bei der selben Versammlung nahm der Souveränitätsrat auch Herrn Festings Rücktritt als Grossmeister entgegen. Der Rat sagte, sein Rücktritt würde "den 106 Staatschefs mitgeteilt, mit denen der Orden diplomatische Beziehungen unterhält".

Der Malteserorden geniesst den Status eines souveränen Rechtskörpers, der eigene Pässe, Briefmarken und Nummernschilder ausgibt und bei den Vereinten Nationen über einen permanenten Beobachterstatus verfügt.

Der führende Ritter Ludwig Hoffmann von Rumerstein, ein Österreicher, wird vorübergehend den Orden leiten, bis ein neuer Grossmeister gewählt werden kann.

Die wohltätige Organisation wird in die Obhut eines päpstlichen Sonderdelegierten gegeben, der noch von Papst Franziskus ernannt werden muss.

Herr Festing weigerte sich davor, mit der päpstlichen Untersuchungskommission zu kooperieren, weil der Vatikan seines Erachtens, keine juristische Macht über den Orden hat.

Allerdings legte der Souveränitätsrat einen bei weitem konzilianteren Ton an und sagte dem Mann des Papstes die "volle Kooperation" zu.

Herr von Boeselager wurde von Herr Festing vorgeworfen, dass er bei einem Hilfsprojekt in Myanmar wegschaute, als Kondome verteilt werden. Die künstliche Verhütung verstösst gegen katholische Vorschriften.

Dieser aber bestand darauf, dass er das Projekt sofort beendete, als er davon hörte, wobei Insider sagten, der Streit wurde von Herrn Festing nur als Vorwand genutzt, um seinen Stellvertreter loszuwerden, den er für zu liberal hielt.

Die Konfrontation wird gesehen als eine verdichtete Version des Kampfes im Vatikan zwischen Konservativen und Liberalen, den Papst Franziskus anheizt mit seinen liberalen Positionen, wie beispielsweise dem Zulassen der Kommunion für Geschiedene, die wieder heiraten.

Der in Cambridge ausgebildete Herr Festing wurde 2008 zum Prinz und Großmeister der Ritter von Malta gewählt und es wurde angenommen, dass er diese Position den Rest seines Lebens behalten würde.

Nun aber trat er als erster Grossmeister seit 1799 zurück und ist nur der vierte Grossmeister, der seit 1169 zurücktrat.

Der öffentlich in den letzten beiden Monaten in Rom ausgetragene Streit erinnerte an eine Seifenoper und drohte, das Außenbild des Ordens zu beschädigen, der weltweit Hilfsprojekte durchführt.

Nachdem er um das Jahr 1048 in Jerusalem gegründet wurde bestand der anfängliche Grund für sein Bestehen im Schutz und der Betreuung christlicher Pilger, die ins Heilige Land reisten.

Inzwischen ist der Orden eine Wohltätigkeitsorganisation, die sich in 120 Ländern um Kranke und Arme kümmert, Krankenhäuser und Gesundheitszentren betreibt und in Kriegsgebieten und an von Naturkatastrophen heimgesuchten Orten tätig ist.

Der Orden war ursprünglich in Malta angesiedelt, wurde im Jahr 1798 aber von Napoleon vertrieben.

Seit 1834 hat er seinen Regierungssitz in Rom.







Im Original: Knights of Malta reinstate German aristocrat who had been sacked by British Grand Master in row that prompted Vatican intervention
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