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Donnerstag, 8. Dezember 2016

An der britischen Segregationsfront: Ein Besuch im von Moscheen dominierten Blackburn

Pakistan? Nein, England!

Von Neil Tweedie für www.DailyMail.co.uk, 5. Dezember 2016

Es ist schon sehr seltsam, auf einer britischen Strasse zu stehen und die Leute zu fragen, ob sie eine weiße Familie kennen, die in der Nähe lebt.

Immerhin reden wir vom liberalen, multikulturellen Großbritannien des 21. Jahrhunderts - und nicht über das Südafrika der Apartheit.

Man sollte doch eigentlich erwarten können, dass sich die Menschen aller Rassen in diesem Land an allen Orten und Städten vermischen, zumindest zu einem gewissen Grad.

Das hier aber ist Blackburn, gelegen in der Mitte von Lancashire, und der Spitzenkandidat für den Titel für Stadt mit der rassisch am stärksten segregierten Einwohnerschaft.

Die junge Dame, die meine Frage beantwortet ist eine britische Pakistanerin, die höflich meint, dass sie denkt, in dem Haus mit dem Ford vorne dran eine weiße Familie leben könnte.

Hinter uns steht eine Moschee auf einem Hügel, welche die umliegenden Strassen dominiert und deren Halbmonde in Richtung Himmel zeigen. In Blackburn, einst das Zentrum der Baumwollindustrie, wurden die Kamine der Mühlen ersetzt durch Minarette.

Im Bezirk Blackburn with Darwen gibt es über 40 Moscheen und die Hälfte seiner 150.000 Einwohner sind Moslems. Und die muslimische Bevölkerung ist stark konzentriert auf bestimmte Stadtteile, heruntergekommene Gebiete, wie Whalley Range, Audley und Bastwell.

Diese Viertel sind nicht mehr wiederzuerkennen, wenn man sie mit dem Blackburn von vor 50 Jahren vergleicht, bevor Arbeiter aus Pakistan, Indien und Bangladesch ins Land strömten - es waren billige Arbeitskräfte für die Textilindustrie.

Diese Segregation erreicht inzwischen ein "beunruhigendes Maß", heisst es in einem Bericht, der gestern von der leitenden Beamtin Dame Louise Casey veröffentlicht wurde. Sie warnt, dass einige Gemeinschaften von ihrer zunehmenden Isolation dazu verleitet werden könnten, religiöse und kulturelle Praktiken auszuüben, die nicht nur diametral gegen britische Werte stehen, sondern manchmal auch zu britischem Recht.

Blackburn sticht in ihrem Bericht besonders hervor wegen seiner geografisch aufgeteilten ethnischen Minderheiten, insbesondere, was Pakistanis betrifft.

Muslimische Pakistanis neigen dazu, in bestimmten Vierteln der Stadt zu leben, manchmal sind andere Gruppen dabei völlig außen vor gelassen - und ihre Kinder besuchen oftmals Schulen, die von ihrer eigenen ethno-religiösen Gruppen dominiert werden.

Donna Phillips, ihr behinderter Mann und ihre drei Kinder sind tatsächlich die letzten Weißen in der Bastwell Strasse, einer Sammlung trister Häuser, die einen Hügelseite runterführt. Sie kann sich noch daran erinnern, als es viele weiße Familien in der Gegend gab, die sich mit der wachsenden asiatischen Bevölkerung mischte, bevor dann der Exodus begann ["asiatisch" ist englisches Neusprech für muslimische Personen vom Subkontinent, d.R.].

"Erst gingen sie, dann sie und dann meine Freundin Julie," sagt Frau Phillips während sie auf verschiedene Häuser zeigt, aus denen in den letzten Jahren weiße Familien auszogen, und die nun zu asiatischen Haushalten wurden.

Kennt sie andere weiße Familien in der Nähe?

"Ich meine, es gibt noch einige weiter oben," antwortet sie und klingt dabei etwas erstaunt angesichts dessen, was sie sagt. "Seltsam, nicht wahr?"

Und ja, es ist seltsam und beunruhigend, aber es ist das Ergebnis eines Prozesses, den man schlecht aufhalten kann, da es um den Kern menschlichen Verhaltens geht.

Vor dem Casey Bericht von diesem Herbst gab es eine vergleichbare Studie von Professor Ted Cantle vom Institut für Gemeindekohäsion. Er schätzt, dass es einen beschleunigten Trend hin zur Segregation städtischer Gebiete gibt, da weiße Familien gehen und diese dann von Minderheitenfamilien ersetzt werden.

Im Fall von Blackburn mit seiner wachsenden asiatischen Bevölkerung, und insbesondere der jüngeren Generation, könnte diese schlechende geografische Polarisierung ernste Konsequenzen nach sich ziehen. Er sagt:

"Die zunehmende Segregation in kleinen Wohngebieten führt dazu, dass die jungen Menschen nur noch unter sich bleiben.

Es kann zu einer Brutstätte von Intoleranz, Vorurteilen und Extremismus werden, sowohl auf der extremen Rechten, als auch im Sinne von religiösem Fundamentalismus."

Die Masseneinwanderung veränderte Großbritannien in nur wenigen Jahrzehnten. Im Jahr 2001 machten die vom Zensus definierten weißen Briten 87 Prozent der Bevölkerung von England aus. Bis 2011 fiel die Zahl auf 80 Prozent. Moslems sind die größte nicht-christliche Gemeinschaft in Großbritannien, die 2,8 Millionen Köpfe zählt, wie der letzte Zensus ergab.

In Blackburn with Darwen liegt der Anteil weißer Briten gerade einmal bei 66,5 Prozent und im Stadtgebiet von Blackburn, wo zwei Drittel der 150.000 Einwohner des Bezirks leben, dürfte die Zahl nochmal deutlich darunter liegen.

Wenn in einem Gebiet die Polarisierung erst einmal beginnt, dann kann es dramatisch schnell gehen. Blackburns Bastwell Viertel ist der beste Beweis dafür. Im Jahr 1992 lag der Anteil der  weißen britischen Bevölkerung bei 42 Prozent. Heute liegt er unter sieben Prozent.

In der Wissenschaft wird ein Gebiet mit einem Minderheitenanteil von 80 Prozent oder mehr als Ghetto eingestuft.

Wenn weiße Briten gehen, dann neigen sie dazu, in ein weißes Gebiet zu ziehen, was Erinnerungen wachruft an die sogenannte Weißenflucht in den USA.

Forscher haben vorgeschlagen, dass eine Politik des "leichten Schubsens" - einer Methode, mit der Menschen dazu gebracht werden sollen, eine bestimmte Entscheidung zu treffen - eventuell helfen könnte, die Weißen zum bleiben zu animieren, etwa indem traditionelle britische Läden in der Nähe angesiedelt werden, wo sonst Geschäfte von ethnischen Minderheiten, etwa Halal Metzger dominieren. Professor Cantles Mitautor Eric Kaufmann schreibt dazu:

"Das Anschubsen könnte das Erhalten von Pubs, Kirchen und Fussballplätzen umfassen; das Aufflaggen des Union Jacks [britische Fahne, d.R.] und des Georgskreuzes [englische Fahne, d.R.] bei öffentlichen Gebäuden; die Weiterführung der Weihnachtsfeierlichkeiten, das Feiern des St. Georgstages und andere Festen, die mit der Mehrheitsbevölkerung assoziiert werden."


Dies impliziert allerdings, das es das Verhalten der Weißen ist - sei es aus Angst oder der Abneigung gegenüber anderen Kulturen - das den Hauptfaktor der Entwicklung ausmacht.

Frau Phillips, 46, aber sieht es etwas anders. "Viele Familien hier sind ganz nett, andere aber nicht," sagt sie und erinnert an Gelegenheiten, als sie und ihr autistischer Sohn von asiatischen Jugendlichen rassistisch beleidigt wurden.

"Sie [asiatische Familien] können völlig in Ordnung sein, manchmal aber fühlt man, dass sie sich nicht wirklich mit einem vermischen wollen. Sie sind eine sehr segregierte Gemeinschaft.

Manchmal bekommt man diesen fragenden Blick, der sagt 'Was willst du hier?' Sie begreifen nicht, warum Weiße hier unter ihnen leben möchten.

Die jüngere Generation ist dabei intoleranter, als die älteren Leute."

Kulturelle Faktoren können die Segregation verstärken. Beispielsweise ist es im Unterschied zu vielen modernen weißen Familien so, dass sich die Mitglieder von asiatischen Grossfamilien im selben Gebiet ansiedeln.

Und dann ist da noch die Religion: Muslimische Famlien neigen dazu, sich rund um Moscheen herum niederzulassen.

Ein Immobilienmakler aus Blackburn, der anonym bleiben möchte, sagt, dass die Kaufpräferenzen die geografische Polarisierung der Stadt begünstigen würden. Er meint:

"Wir verkaufen nur sehr wenige Grundstücke in asiatischen Gebieten, weil es nur sehr wenige auf dem Markt gibt. 99% sind bereits in asiatischen Händen- sie kaufen und verkaufen diese unter sich.

Die Familien wollen zusammen sein und sie wollen in der Nähe ihrer Moschee und ihrer Läden sein, daher zahlen sie auch mehr für Häuser, die ihnen dies bieten."

Und weiße Käufer?

"Die Leute in der Gegend hier kennen die Gebiete - Weiße würden da erst gar nicht schauen."

Der Autohändler AJ ist "geborener und typischer Blackburner" mit einem warmen Dialekt, um dies zu unterstreichen. Seine Eltern kamen aus Pakistan nach Blackburn. Er lebt in der Bastwell Strasse und kennt und mag Donna. Die zunehmende Segregation empfindet er als traurig. Er sagt:
"Als ich vor 40 Jahren geboren wurde, war die Gemeinde hier überwiegend weiß.

Ich ging an eine katholische Schule und auch ich selbst schicke meine Kinder dorthin, damit sie sich mit Kindern mit anderem Hintergrund vermischen, auch wenn die Schule weiter weg liegt."

AJ glaubt nicht, dass die "Weißenflucht" von irgendeiner Art von weißem Überlegenheitskomplex getrieben ist. Es hat eher zu tun mit, wie er meint, unbegründeten Ängsten.

"Die meisten Moslems in dem Gebiet sind liberal und offen. Am Ende muss man sagen, dass die Weißen sich segregieren wollen. Wenn sie in überwiegend weißen Gebieten leben wollen, dann ist das ihre Wahl."

Macht ihn das traurig?

"Ja, denn meine Kinder vermischen sich nicht mit anderen. Als ich jung war, da waren meine Freund weiß. Wir alle bluten in der selben Farbe."

Die Eltern von Frau Phillips zogen vor Jahren schon nach Schottland, da sie unglücklich darüber waren, wie sich Blackburn veränderte. Sie grübelt:

"Wenn ich es mir leisten könnte, dann würde ich mir wohl einen Bungalow woanders suchen. In einem weißen Gebiet."

AJ ist vergleichbar besorgt.

"Ich bin Engländer. Ich bin hier geboren und gehöre hierhin. Wir müssen das wieder reparieren."

Sollte das nicht geschehen - und es deutet nicht viel darauf hin, dass dies passieren wird - dann werden Teile des "multikulturellen Großbritannien" in einen de facto Zustand der Apartheit schlafwandeln.




Im Original: On the front line of segregation UK: NEIL TWEEDIE visits a Blackburn dominated by hilltop mosques and afflicted by 'worrying levels' of division
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